Mehr Erneuerbare Energie im Strom-Mix

Mehr Erneuerbare Energie im Strom-Mix PV-Anlage Strem Südburgenland | Wagenhofer Erneuerbare Energien-Ökostrom | (c) Astrid Minnich
Deutschland vermeldet praktisch monatlich einen neuen Rekord für den Anteil der Erneuerbaren Energie im dortigen Strom-Mix. In Österreich liegt dieser Wert seit Jahren unverändert bei um die 70% – wieso ist das so?

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Im Juli 2020 lag Deutschlands Anteil Erneuerbarer Energie am dortigen Strom-Mix bei 63,2%. Zum Vergleich: im Juli 2019 waren es 46,7%. Das ist mehr als respektabel. Immerhin hat sich Deutschland von 6% im Jahr 2000 bis 38% 2018 vergleichsweise langsam hochgearbeitet.

63,2% können uns Österreicher aber nicht beeindrucken, richtig? Wir wissen ja alle, dass dieser Wert in Österreich bei rund 70% liegt. Das wissen wir, weil sich diese Zahl schon so lange nicht mehr geändert hat. Die traurige Wahrheit ist, dass wir uns tatsächlich seit Jahrzehnten nicht verbessert haben. 1994 lag der Anteil Erneuerbarer Energie in unserem Strom-Mix mit 77% sogar höher!

Wieso ist der Anteil an Erneuerbarer Energie bei uns nicht gestiegen?

Wie kann das sein? Das ist relativ einfach erklärt: Unser Stromverbrauch steigt 1-2% jährlich, das ist schneller, als der Ausbau an erneuerbaren Energiequellen voranschreitet. Österreich hat sich in den letzten Jahrzehnten vermehrt auf Großwasserkraft konzentriert. Dort sind die Kapazitäten weitgehend ausgeschöpft, wollen wir nicht massive ökologische Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Windkraft und Photovoltaik hätten noch sprichwörtlich Luft nach oben –  tatsächlich ist da zwischen 2005 und 2016 einiges passiert, in diesem Zeitraum ist der Anteil der Erneuerbaren am Strom-Mix auch von 62% auf ca. 73% gestiegen. 2017 ist dieser Wert bei uns allerdings wieder auf 72,2% abgesackt, Grund waren einerseits fehlende Förderungen, schleppende Genehmigungsverfahren und – der bereits angesprochene, steigende durchschnittliche jährliche Stromverbrauch. Tendenz – anders als bei unseren Nachbarn – leider gleichbleibend.

Wie bekommen wir mehr Erneuerbare Energie im Strom-Mix?

Wir müssen nicht nur viel mehr Photovoltaik und auch einige Windräder mehr bauen, sondern vor allem auch Strom einsparen. Viel Strom einsparen. Der Bedarf an Strom wird in den nächsten Jahren kräftig wachsen, da die Mobilität und die Raumwärme – Stichwort Wärmepumpen – Strom brauchen. Das ist grundsätzlich gut, weil Strom besser ist als Öl und Gas – so weit so fein. Allerdings muss uns klar sein, dass die Stromimporte aus dem benachbarten Ausland – und das ist fast ausschließlich Kohle- und Atomstrom – massiv steigen werden, wenn wir in Österreich nicht ausreichend eigenen (Öko-)Strom produzieren.

Wir schaffen 100% !

Klingt wie eine unrealistische Utopie? Aber es ist möglich, dazu gibt es ausreichend Berechnungen verschiedener unabhängiger Institute. Allerdings werden wir dieses Ziel nur erreichen, wenn wir von beiden Seiten darauf hinarbeiten: Also, unseren Stromverbrauch massiv senken – und Windkraft wie Photovoltaik kräftig ausbauen.  Fakt ist, beides muss gleichzeitig passieren, also Hand in Hand gehen: Energieverbrauch drosseln, wo es geht auf der einen Seite und neue Anlagen bauen auf der anderen Seite.

Was Sie tun können?

Richtig: (Echten) Ökostrom kaufen. Denn dann signalisieren Sie, dass es Ihnen wichtig und ein wirkliches Anliegen ist, dass der Anteil der Erneuerbaren im österreichischen Strom-Mix wieder massiv steigt. Und wenn die Nachfrage da ist, wird auch das Angebot nachziehen. So einfach ist das.

pw

 

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